Incoming 2023

Das Incoming war eine großartige Erfahrung, da können mir glaube ich alle Beteiligten zustimmen. Der Besuch einiger Schüler:innen der Gituru Secondary School aus Kenia an unseren Schulstandorten in Werther und Borgholzhausen, dauerte ca. zwei Wochen. Diese zwei Wochen waren zwar sehr trubelig, ereignisreich und dadurch auch etwas gestresst, jedoch war das auch etwas, das sie so toll gemacht hat. Es war eine schöne Abwechslung, die den normalen Schulalltag etwas aufgefrischt hat.
Am Sonntag, den 20.08.2023 kamen unsere Gäste am Haus Ascheloh in Werther an. Da haben wir sie dann bei der Begrüßung das erste Mal getroffen. Das war schon sehr spannend, man war nervös und hat sich schon viele Gedanken gemacht. Bevor sie ankamen, überlegte ich schon, wie die Kenianer:innen vielleicht so sind, was Gemeinsamkeiten oder ihre Hobbys sein könnten, etc. Gerade für die anderen Gastfamilien war das wahrscheinlich auch sehr aufregend.
Meine Eltern und ich haben auch einen Gastschüler aufgenommen: John Kibue, ein total netter Typ. Ich war wirklich gespannt, wie er so sein wird. Schnell hat sich herausgestellt: so unterschiedlich sind wir alle nicht. Auch die kenianischen Schüler:innen haben ähnliche Hobbys wie wir, wie z.B. verschiedene Sportarten.
Doch was schnell auffiel: Musik und Tanzen sind zwei Dinge, die sie mit am liebsten mögen. Das fiel auch im Verlauf der zwei Wochen immer wieder auf und so haben wir oft bei unseren Treffen Musik gehört und dazu getanzt. Dazu waren wir im Gegensatz zu unseren Gästen jedoch ein wenig unbeholfen. Vor allem mein Gast John war ein sehr talentierter Tänzer muss ich dazu sagen. Erst letztens hat er mir wieder ein Video geschickt, in dem er und ein Freund zusammen tanzen. Es gibt in Deutschland zwar ein paar Leute, die Tanzen als Hobby verfolgen, aber in Kenia ist das Tanzen etwas, was fast alle sehr gerne auch einfach so, nicht nur auf Partys, gerne in ihrer Freizeit machen.
Die erste Woche nach ihrer Ankunft, verbrachten unsere Gäste im Haus Ascheloh in Werther. Neben Unterrichtsbesuchen nahmen die Schüler:innen auch an verschiedenen Workshops teil. Z.B. beschäftigten wir uns gemeinsam mit dem Bau von Nisthilfen für Wildbienen. Das war der erste Workshop, bei dem wir wirklich ins Gespräch kamen. Wir hatten zwar schon bei der Begrüßung mit ihnen geredet, jedoch waren sie dort müde nach der langen Anreise, die sie hinter sich hatten. Dadurch waren die Unterhaltungen natürlich etwas kürzer.
In der ersten Woche fanden an beiden Standorten unserer Schule jeweils kleine Willkommensfeiern statt, welche richtig schön waren. Das war wahrscheinlich gerade für die jüngeren Schüler:innen der PAB ganz besonders. Allgemein habe ich gemerkt, dass die Schüler:innen aus Gituru sehr beliebt unter den jüngeren Schüler:innen waren. Die jüngeren PAB-Schüler:innen haben sie immer nett gegrüßt und auch oft versucht mit ihnen ins Gespräch zu kommen, was ich schon bemerkenswert fand. Immerhin ist die Sprachbarriere für die Jüngeren ja doch noch etwas größer als für uns, da sie die Sprache noch nicht so gut beherrschen. Dabei haben sie es aber trotzdem ganz gut geschafft mit unseren Gästen zu kommunizieren.
Nach der ersten Woche ging es für die Kenianer:innen dann am Freitagabend in die verschiedenen Gastfamilien. Zu dieser Zeit hatte ich mich schon gut mit unserem Gast John angefreundet und ihn besser kennengelernt. Jedoch denke ich, dass ab diesem Punkt der Austausch zwischen uns allen erst richtig fahrt aufnahm.
Das Wochenende war wohl einer der besten Teile des Austauschs. Wir alle hatten viel Zeit zusammen und in der Freizeit entstand natürlich eine ganz andere Atmosphäre als in der Schule. So hatte ich auch mehr Zeit etwas mit John zu unternehmen.
Ich hatte John am Samstag erstmal die Umgebung mit dem Fahrrad gezeigt, danach waren wir in Bielefeld, dort haben wir uns die Sparrenburg und auch die Alt-Stadt angeguckt. John und ich sind dann zurück nach Borgholzhausen, mit dem Zug, wo wir uns an der Schule mit einer größeren Gruppe, aus Austauschschüler:innen und Deutschen, zum Fußballspielen getroffen haben. Wir hatten außerdem das Glück, dass in Versmold gerade das Stadtfest war. John und Ich hatten uns die Kirmes oder wie John es nannte, den „Bash“ schon einmal kurz am Freitag angeguckt und Samstag haben wir uns dann entschieden dort noch einmal am Abend mit ein paar anderen Mitgliedern der Gruppe hinzugehen. So war der Samstag sehr ereignisreich und ich konnte John viel zeigen.

In der Zeit tauschten wir uns natürlich auch viel aus und so gab es mehrere interessante Gespräche, bei denen ich mich mit John über ganz unterschiedliche Dinge unterhalten habe. Mal ging es um die Unterschiede der Umgebung, über die ich manchmal so gar nicht nachgedacht hatte, die John aber natürlich sofort aufgefallen sein mussten. Z.B. die unterschiedliche Farbe der Erde unserer Felder. Das hört sich jetzt erstmal banal an, aber das war für mich ein ganz interessanter Punkt, weil man über so etwas ja gar nicht nachdenkt, zumindest tue ich das nicht. John hatte, da die Erde in Kenia normalerweise Rot ist, gefragt, ob denn die meisten unserer Felder schwarze Erde hätten. Sowas ist natürlich auffällig, wenn man uns hier besucht, aber für uns ist das ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit.
Der Ackerbau interessierte John besonders. Gerade als wir mit dem Fahrrad unterwegs waren, fragte er immer mal wieder, was diese oder jene Pflanze sei. Allgemein war John sehr neugierig, immerhin ist Deutschland doch sehr anders als Kenia. John interessierten auch unsere vier Jahreszeiten, da es in Kenia nur Regen- und Trockenzeit gibt. So gab es ganz viele Themen von der Umgebung bis zu den Menschen und der Kultur, hier in Deutschland, über die wir geredet haben.
Auch ich habe so von ihm gelernt, wenn John mal von Kenia sprach. So war es auch ganz interessant als John und ich mal über die Tiere in Kenia geredet haben. Kenias Natur ist ja doch noch viel wilder als z.B. unsere Wälder hier in Deutschland. Hier sieht man vielleicht mal einen Hasen oder ein Reh. Aber in Kenia gibt es durchaus Schüler:innen, die sogar auf dem Schulweg schonmal größeren Tieren über den Weg laufen. Oder es kann auch mal vorkommen, dass man ein Gnu im Dorf sieht. Die beeindruckendste Geschichte, die mir John dabei erzählte, war wohl als einmal ein Leopard auf das Schulgelände gelangte und dann erschossen werden musste. Dazu muss man sagen, dass die Gituru Secondary School schon ein wenig abgelegener liegt und das sowas generell eher selten passiert. Zumindest an Schulen. Es war wirklich interessant so einen Einblick in die verschiedensten Themen über Kenia von John zu bekommen.
Am Sonntag trafen wir uns dann wieder mit der ganzen Gruppe im Tierpark Olderdissen. Das war ganz interessant, da die kenianischen Schüler:innen so ein paar einheimische, deutsche und mitteleuropäische Tierarten sehen konnten. Aber John und seine Freunde fanden die Idee sehr lustig, dass wir hier einen Esel im Zoo haben, welchen sie eigentlich in den meisten Haushalten nur als Nutztier kennen. Das zählte wahrscheinlich auch für ein paar andere Tiere dort, wie z.B. die Ziegen. Jedoch war der Esel das Tier, über das sie am meisten gelacht haben und über das ich sie reden gehört habe.
Nach dem erlebnisreichen Wochenende ging die Schule dann wieder los. Ich hatte auch das Glück, dass unser Erdkunde-Lehrer einen Unterrichtsbesuch von ein paar kenianischen Gästen erlaubte. So erzählten uns John und zwei seiner Freunde in einer unserer Erdkundestunden ein paar Dinge über ihre Heimat. Im Fokus stand die Umgebung des Lake Naivasha, in dessen Nähe die Gituru Secondary School liegt. Interessant dabei waren für mich besonders die verschiedenen Stämme, über die sie uns erzählten. Fast alle aus der Gruppe sind vom Stamm der Kikuyu, mit der Ausnahme eines Jungen, welcher von den Masai kommt. Beide Stämme haben ihre eigenen Bräuche und Traditionen und das schöne ist, dass sich auch die Jüngeren noch darum bemühen, diese aufrecht zu erhalten. Auch John ist im Stamm der Kikuyu involviert und nahm an dessen Aufnahmezeremonie teil.
Auch interessant waren so manche Schulwege und Wohnorte der Schüler:innen, über die sie uns in der Stunde erzählten. Von den langen Schulwegen, von Kindern aus Kenia, die in ländlichen Gebieten leben, hört man ja immer wieder, aber das mal aus erster Hand zu hören war schon interessant. Dabei müssen aber auch nicht alle sehr weit gehen bis sie zur Schule kommen. John muss z.B. nur ca. 15 Minuten zur Schule gehen und lebt so näher an der Schule als ich. Jedoch braucht sein Freund Joseph ungefähr zwei Stunden bis er in der Schule ankommt. Schüler:innen  mit einer so langen Anreise schlafen dann in der Woche normalerweise in der Schule, erzählte mir John.

Am Montag fing dann wieder die Schule an. Durch die erste Woche und vor allem durch das Wochenende ist sich die ganze Gruppe wirklich nochmal nähergekommen. Auch unter den deutschen Schüler:innen hat man sich immer besser verstanden und so sind auch zwischen uns ein paar neue Freundschaften entstanden.
In dieser Woche passierte wieder einiges. Die Gruppe pflanzte gemeinsam (unterstützt von Mitgliedern des Kenia Clubs und SV-Vertretern der PAB, mit der Försterin Frau Lindemann im Teutoburger Wald ein paar Bäume.
Deutsche und kenianische Schüler:innen kamen zusammen, um eine kleine Debatte über Umweltschutz gerade im Bezug zu unserer AG zu führen. Es ging dabei aber auch um Tierschutz. Ganz interessant war es gerade auch die Argumente der Kenianer: innen zu hören.
Außerdem haben wir alle zusammen in der Schulküche ein typisch kenianisches Gericht gekocht: Chapati. Das hatte ich tatsächlich schon einmal mit John zusammen bei uns zu Hause gekocht. Aber das hat mich nicht wirklich gestört, da es doch schon ganz lecker ist. Jedoch muss man es mit einer Beilage essen, da es ein sehr einfaches Gericht ist. Um Chapati zuzubereiten, nimmt man sich lediglich Mehl, Wasser, Zucker und Öl und macht aus dem daraus entstehenden Teig kleine Kugeln, welche man platt rollt und in eine Pfanne mit Öl tut. Dabei gibt man immer wieder Öl nach. So entsteht ein Gericht, das so ein bisschen aussieht wie eine Tortilla. Chapati ist jedoch ziemlich herzhaft. Oft wird es mit Suppe gegessen, in die man es tunken kann. John meinte aber, dass es das nicht zu oft zu Hause gibt, gerade wegen dem vielen Öl, das verbraucht wird. Öfter werden in Kenia Gerichte wie Ugali gegessen, was eine Art Maismehl-Mus ist.
Am Donnerstag hatten wir dann noch eine Abschlussfeier auf einem Bauernhof in Borgholzhausen, was auch nochmal ganz interessant für die Gäste war, da es in Kenia nicht viele Bauernhöfe der Art gibt. Normalerweise sind Bauernhöfe dort etwas kleiner. Es gibt zwar ein paar sehr große Bauernhöfe, jedoch sind die nicht wirklich in der Umgebung, in der die Schüler:innen, die uns besucht haben, wohnen. Trotzdem wussten John und die anderen einiges über die Agrarwirtschaft, auch wenn John die ein oder andere Sache nicht bekannt gewesen ist, wie die Benutzung von Gründünger, die ich ihm erklären konnte, wusste er wirklich so einiges. Das kommt dadurch, dass viele von ihnen auch zuhause auf dem Feld oder mit den Tieren helfen, da die meisten Familien auf dem Land, in Kenia, oft in irgendeiner Art ein wenig Landwirtschaft betreiben. Dazu haben sie in der Schule aber auch noch das Fach Agrarwirtschaft. Allgemein hatten alle aus der Gruppe sehr interessante Dinge zu erzählen und es war immer spannend ihnen zuzuhören.
Was ich gut bei all den verschiedenen Programmpunkten fand, die wir unternommen haben, war, dass ich doch das Gefühl hatte, dass jeder etwas aus dem Austausch mitgenommen hatte. Unsere Gäste lernten etwas über unsere Kultur und über Deutschland und wir lernten dafür etwas über ihre Kultur und über Kenia. Außerdem war der Austausch eine super Gelegenheit sein Englisch zu verbessern und um etwas mehr Erfahrung in der Sprache zu sammeln. Insgesamt war ich sehr überrascht, wie viel wir dann doch in diesen zwei Wochen unternommen hatten. All das hat sich für mich eher wie ein ganzer Monat angefühlt. Jedoch war die Zeit immer noch nicht genug und ich denke, dass selbst nach einem Monat die Zeit noch nicht ausgereicht hätte, um sich so richtig gut kennen zu lernen. Aber so ist das leider. Glücklicherweise stehe ich aber immer noch mit John und ein zwei anderen der Austauschschüler im Kontakt und wir schreiben relativ regelmäßig, was ganz schön ist. So habe ich nicht nur etwas bei dem Austausch gelernt, sondern auch neue Freunde gemacht.

(ein Erfahrungsbericht von Marius Zwick)